15 Fakten zu Sozialunternehmen in Österreich – Insights vom Austrian Social Enterprise Monitor

Menschen diskutieren am Podium.

Letzte Woche wurde der Austrian Social Enterprise Monitor (ASEM) 2023/2024 an der Wirtschaftsuniversität Wien vorgestellt. SI plus-Partner, das Social Entrepreneurship Center der WU, präsentiert darin aktuelle Befunde zu den Eigenschaften, Leistungen und Bedürfnissen von Sozialunternehmen in Österreich und leitet daraus Handlungsempfehlungen ab.

Die Ergebnisse beruhen auf einer quantitativen Erhebung unter 194 Sozialunternehmen (Erhebungszeitraum 8. November 2023 und 30. Jänner 2024) sowie einer qualitativen Befragung von 30 Expert:innen aus Österreich und dem Ausland. Als Teil des European Social Enterprise Monitor Projektes bietet der Bericht die Möglichkeit, Befunde auch in einen internationalen Kontext einzuordnen.

Wir waren bei der Präsentation der Studie durch Peter Vandor dabei. Im Anschluss diskutierten Reinhard Millner, Eva Miklautz, Bernhard Sagmeister, Marion Kanalz und Hannah Lux die Ergebnisse und gaben Einblicke in ihre persönlichen Perspektiven zum Ökosystem von Sozialunternehmen.

 

Was steckt in der Studie?

Wie geht es Sozialunternehmen in Österreich und was steckt drin in der Studie? Wir teilen 15 spannende Insights.

Sozialunternehmen in Österreich …

1 …sind gesellschaftlich engagiert. Sie arbeiten am häufigsten in den Bereichen Ge­sundheit und Wohlergehen, Verringerung von Ungleichheit, Gleichstellung der Ge­schlechter und Bildung. Etwa die Hälfte (47,9 %) verfolgt auch oder ausschließlich ökologische Ziele, etwa im Bereich der Nachhaltigkeit und im Klimaschutz.

2 …sind innovativ. 83,5 % gaben an, entweder zum Zeitpunkt der Gründung oder in den letzten zwei Jahren wesentliche Innovationen in ihrer Gründung umgesetzt zu haben. Nahezu jedes zweite Sozialunternehmen (46,4 %) setzt bei seiner Arbeit auf neue Technologien wie mobile Apps oder künstliche Intelligenz.

3 …sind oft junge Organisationen. 47,9 % der Organisationen wurden in den letzten zehn Jahren gegründet. 38,6 % befinden sich in frühen Stadien der organisationalen Entwicklung („Seed-“, „Startup-“ oder „frühe Entwicklungsphase“).

4 …stellen ihre Mission an erste Stelle. 94,3 % der Organisationen reinvestieren den Großteil ihrer Gewinne bzw. schütten nicht an Eigentümer:innen aus.

5 …nehmen ihre Wirkung ernst. 84,5 % messen schon jetzt ihre Wirkung. Im Durch­schnitt wenden sie 8,5 % ihres Budgets für Wirkungsmessung auf.

6 …schaffen viele (wertvolle) Jobs. Auf die Grundgesamtheit der Sozialunternehmen hochgerechnet beschäftigt der Sektor 34.000 bis 93.000 Personen, ge­rechnet in Vollzeitäquivalenten, mit steigender Tendenz. Oftmals werden Personen beschäftigt, die am Arbeitsmarkt schlechtere Chancen haben, wodurch die Arbeits­verhältnisse einen zusätzlichen Mehrwert mit sich bringen.

7 …sind weiblich und inklusiv. 50,8 % der Geschäftsführung und 47,6 % der Grün­der:innen sind weiblich. 43,8 % der Sozialunternehmen beschäftigen Menschen mit Beeinträchtigungen und 38,1 % Menschen aus ethnischen Minderheiten. Mit­arbeiter:innen werden in 90,2 % der Organisationen in die Entscheidungsfindung eingebunden.

8 …treiben die ökologische Transformation voran. Die Mehrheit setzt auch inner­halb der Organisationen auf Nachhaltigkeit: 51,6 % implementieren die Prinzipien der „Circular Economy“ in ihrer Organisation, 46,4 % achten auf die ökologische Nachhaltigkeit in ihren Lieferketten.

9 …haben internationale Ambitionen. 34,5 % gaben an, ihre Wirkungsziele bereits auf internationaler Ebene zu erreichen, 32,0 % planen eine weitere internationale Expansion zu verwirklichen.

10 …stützen sich nun stärker auf private Finanzierungsquellen. Der Anteil von Markteinkommen an den Gesamteinkünften ist auf 47,7 % gestiegen.

11 …sind von Krisen betroffen. 79,1 % sehen das wirtschaftliche und politische Um­feld und insbesondere Inflation, die Energiekrise und den Krieg in der Ukraine als eine Hürde für ihre Arbeit. Sozialunternehmen stehen dabei, auch aufgrund ihrer Arbeit mit marginalisierten Gruppen, unter besonderem wirtschaftlichen Druck. Das äußerst sich in sinkenden Gewinnen und einem veränderten Einkaufsverhalten.

12 …sind resilient. 94,6 % der Unternehmen, die 2021/2022 befragt wurden, sind trotz des schwierigen Umfeldes weiterhin aktiv. Sozialunternehmen zeigen damit eine ähnlich hohe Resilienz wie der österreichische Startup-Sektor.

13 …werden medial wahrgenommen. Eine Auswertung von Tages- und Wochen­zeitungen zeigt über die Jahre steigendes Interesse an Sozialunternehmen – wenn­gleich auf noch niedrigem Niveau.

14 …kennen das Verified Social Enterprise Label und erhoffen sich dessen Weiterentwicklung. Etwa die Hälfte der teilnehmenden Organisationen (49,7 %) haben vom Label gehört und 12,1 % haben dieses bereits verliehen bekommen. In Ex­pert:innen-Interviews und offenen Antwortoptionen zeigt sich Potential für die Weiterentwicklung dieses Angebots.

15 …wünschen sich mehr Unterstützung von Politik und Ökosystem. Die Mehrheit schätzt die Unterstützung durch die Politik (69,0 %) und das Ökosystem (57,7 %) als schwach, sehr schwach oder inexistent ein. Unterstützung ist vor allem im Bereich der Finanzierung, der steuerlichen Behandlung, der Sichtbarkeit und bei Marktzugängen gewünscht.

 

Hier geht’s zur Studie

Wir haben dein Interesse geweckt? Den gesamten Bericht gibt es hier nachzulesen.