Die Stadt Salzburg war bereits im Vorgängerprojekt von SI plus Pilotregion für die partizipative Entwicklung sozial innovativer Projektideen. An dieser Vorarbeit hat das Innovationslabor „Que(e)r durch Salzburg“ angesetzt, das im Rahmen eines Stadtspaziergangs die Lebenswelten der LGBTQIA+ Community sichtbar machte:
Welche Orte in der Stadt haben für die Community eine besondere Bedeutung? Wo häufen sich Diskriminierungserfahrungen? Welche Institutionen sind unterstützend, wo gibt es Hürden?
HOSI Salzburg stellte ihre Expertise zu diesen – und weiteren Fragen – einen Tag lang zur Verfügung.
Betroffene als Expert:innen
Ziel der von SI plus durchgeführten regionalen Innovationslabore ist es, Betroffene und Nutzer:innen frühzeitig in den Innovationsprozess einzubinden. So können unerfüllte soziale Bedarfe und Potenziale für wirkungsvolle Lösungen identifiziert werden.
Der Stadtspaziergang wurde mit der HOSI Salzburg konzipiert und durchgeführt. Trans Personen teilten mit den Teilnehmenden Herausforderungen ebenso wie positive Erfahrungen in der Arbeitswelt sowie mit unterschiedlichen Institutionen im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialbereich. Der Kreis der Teilnehmenden setzte sich aus Vertreter:innen eben dieser Institutionen zusammen.
Methodisch nutzen wir für das Format den Stadtspaziergang, der einen Perspektivenwechsel ermöglicht und durch das gemeinsame vor Ort sein andere Formen des Wahrnehmens und Wissens ermöglicht. Mehr zur Methode gibt es in Kürze im Bereich Wissen.
Multiple Diskriminierung sicht- und erfahrbar machen
In der bestehenden binären Gesellschaftsordnung sind queere Menschen häufig mit Mehrfachdiskriminierungen konfrontiert: Aufgrund ihrer Gender-Identität, sexuellen Orientierung, ebenso möglicherweise ethnischer Zugehörigkeit, Bildungsstand, …
Es braucht innerhalb der Institutionen des Sozialstaats ebenso wie in der breiten Öffentlichkeit ein stärkeres Bewusstsein für diese Intersektionalität.
„Leben, Lieben, Arbeiten und Wohnen“ ist untrennbar
Die an den Spaziergang anschließende Reflexionsrunde machte deutlich, dass das im Vorgängerprojekt entwickelt Motto „Leben, Lieben, Arbeiten und Wohnen in Salzburg“ untrennbar ist: Der Arbeitsmarkt ist immer noch eine zentrale Institution für Selbstwirksamkeit. Nicht zuletzt deswegen gilt es Hürden in diesem Bereich ebenso wie im Bildungssystem zu überwinden.
Binäre Strukturen durchbrechen
Viele Bereiche des öffentlichen, beruflichen und privaten Lebens sind binär strukturiert. Das gilt für Angaben von Geschlecht in Fragebögen öffentlicher Institutionen ebenso wie Umkleiden in Sportvereinen und Bädern oder WC-Anlagen in Schulen, Betrieben oder in der Öffentlichkeit. Trans Personen stellt das vor Schwierigkeiten, die vielfach einen negativen Einfluss haben – auf psychische und physische Gesundheit ebenso wie auf Möglichkeiten zur sozialen Teilhabe.
Wie es weitergeht
SI plus wird weiterhin mit der ESF+-Förderstelle für Salzburg unter Einbindung der SI Community und den Zielgruppen daran arbeiten, sozial innovative Angebote für Salzburg zu entwickeln – stay tuned!
Weiterführende Ressourcen
Der Spaziergang zeigte, dass Queerness Auswirkungen auf alle Lebensbereiche hat und das „von der Wiege in die Bahre“ – von Gesundheit und Wohlempfinden über Arbeit und Bildung bis hin zu sozialen Beziehungen & Teilhabe. Zur Vertiefung stellt uns HOSI hier eine Sammlung aktueller Studien, Berichte und weiterführender Ressourcen zusammen – Danke!
Allgemeine Infos zu LGBTIQA:
- Glossar zu Begriffen geschlechtlicher und sexueller Vielfalt (Dissens, Institut für Bildung und Forschung, 2022)
- Pädagogik geschlechtlicher, amouröser und sexueller Vielfalt – Zwischen Sensibilisierung und Empowerment (Katharina Debus & Vivien Laumann, 2018) // Einführende und vertiefende Texte zu geschlechtlicher, amouröser und sexueller Vielfalt, Un_Sichtbarkeitsdynamiken im Themenfeld, Konzepten des Praxistransfers, Methodenauswahlkriterien und Sensibilisierungs- sowie Empowerment-Möglichkeiten in der Seminargestaltung.
Gesundheit und Wohlbefinden:
- LGBTIQ+ Gesundheitsbericht Österreich (Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsument:innenschutz, 2022)
- How Are You – Die Lebenssituation von LSBTIQA* Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Bayern (Bayerischer Jugendring, 2024)
- HateCrime Lagebericht (Bundesministerium für Inneres, 2022)
Arbeitsbereich:
- Endbericht zur Arbeitssituation von LSBTI-Personen in Österreich (Arbeiterkammer Wien, 2017) // Schätzungen zufolge arbeiten in Österreich zwischen 200.000 und 300.000 Beschäftigte, die mindestens einer der Kategorien der Abkürzung „LSBTI“ an- gehören. Im Zuge der Studie wurden 1.268 Personen online u.a. zu ihrer Erwerbs- und Arbeitssituation, zu erlebten Diskriminierungen und Benachteili- gungen sowie zu möglichen Abhilfen und Unterstützungsbedürfnissen befragt.
- Neuerhebung „Out im Office“ – Die Arbeitssituation von LSBTIQA* Personen in Deutschland (IDA | Institut für Diversity- & Antidiskriminierungsforschung, 2023)
- Inter* im Office – Die Arbeitssituation von inter* Personen in Deutschland unter differenzieller Perspektive zu (endo*) LSBT*Q+ Personen (IDA | Institut für Diversity- & Antidiskriminierungsforschung, 2020)